Zur Vorbereitung auf das Treffen mit Emilia und David, die sich bei dem Projekt engagieren, schauten wir den Film „Maseltov Cocktail“. Der Film stellt auf humoristische Art die Vorstellungen und Bilder dar, mit denen Juden in Deutschland tagtäglich konfrontiert werden, wie die Beschränkung der Betrachtung jüdischen Lebens in Deutschland auf den Holocaust und antijüdische Pogrome im Mittelalter. Problematisch bei dieser vergangenheitsbezogenen Betrachtung ist, dass Juden eine Sonderrolle zugewiesen wird und sie somit, vielleicht auch unbewusst, aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Dieser Ausgrenzung soll durch ein offenes Gespräch mit jungen Juden entgegengewirkt werden, indem die Sichtbarkeit und Vielfalt des jüdischen Lebens gesteigert wird. Emilia und David haben uns in einem Gespräch mit vielfältigen Fragen zu ihrer Religion, dem Antisemitismus und der politischen Entwicklung Deutschlands persönliche Antworten gegeben und von ihren Erfahrungen mit Antisemitismus berichtet.
Wissen Sie, warum die Kippa nur von Männern getragen wird? Wir wussten es nicht. Doch David erklärte uns, was ihn einst ein Rabbiner gelehrt hatte. Der Grund dafür sei, dass Männer durch die Kippa an Demut vor Gott erinnert werden müssten und Frauen demütiger vor Gott seien und es deshalb nicht nötig hätten, erinnert zu werden.
Aber auch der zunehmende Antisemitismus in Folge des 7. Oktobers war Thema des Gesprächs. So berichtete Emilia, dass sie ihre Davidsternkette nicht mehr offen trage und sich an ihrer Universität, der Freien Universität Berlin, aufgrund der antisemitischen Proteste eine gewisse Unsicherheit verspüre. Als Kurs hatten wir uns mit dem Gaza-Krieg und dem verstärkten Problem des Antisemitismus beschäftigt und stellten auch Fragen zur deutschen Politik. Beide betrachten den zunehmenden Populismus, der eine offene und sachliche Diskussion erschwert, als Gefahr für die Demokratie, ebenso wie die steigende Zustimmung für Parteien, die auf eine Spaltung der Gesellschaft setzen.
Als Kurs nehmen wir aus diesem Treffen die Wichtigkeit von Begegnungen und einer offenen respektvollen Diskussionskultur für eine lebendige, funktionierende Demokratie mit. Die Sensibilität gegenüber dem Problem Antisemitismus konnte gesteigert und Unwissen im Rahmen des Treffens abgebaut werden. Wir als Kurs hoffen, dass noch weitere Klassen und Kurse des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums an diesem Projekt teilnehmen können.
(Luzia Schornick, Jg. 12)