Abenteuer antike Schifffahrt - die Klasse 9a ist dabei!

Nach der Lektüre von Hygins Mythen wollte die Klasse 9a wissen, was es in Wirklichkeit mit Skylla und Charybdis auf sich hat, und wie es in der Antike war, mit einem Schiff unterwegs zu sein. Dazu hielt Prof. Pascal Warnking einen spannenden Vortrag, gefolgt von einem Besuch auf dem Schiff "Bissula".

Besuch von Prof. Pascal Warnking in der 9a

In der heutigen Lateinstunde besuchte uns Herr Warnking, der Professor für maritime Forschung in der Antike an der Universität Trier ist. Mit maritimer Antike im weitesten Sinne hatten wir uns schon länger im Unterricht beschäftigt, indem wir die Irrfahren des Odysseus in den Mythen Hygins im Lateinunterricht behandelten.

Solche Mythen müssten für Historiker eigentlich uninteressant sein. Das sind sie aber nicht, denn – wie in allen Mythen – steckt auch in der Odyssee, der Vorlage für Hygin, ein großer Funken Wahres.

Herr Warnking hatte sich für unsere Stunde eine Station der Odyssee herausgesucht, die gut in seinen Fachbereich passt: die Meerenge mit den Seeungeheuern Skylla und Charybdis. Vermutlich entspricht sie der Meerenge zwischen Sizilien und dem Festland, auch „Straße von Messina“. Da dort verschiedene Meeresströmungen unterschiedlicher Temperatur aufeinandertreffen, bilden sich ab und zu kleinere Wirbelstürme, die aber durchaus in der Lage wären, einen Menschen in die Luft zu reißen.

Vermutlich ist der Mythos von der sechsköpfigen, menschenfressenden Skylla, die sechs Gefährten des Odysseus in die Luft reißt und verschlingt, durch ein solches Naturphänomen entstanden. Und auch für das Seeungeheuer Charybdis, das dreimal am Tag das Meer einsaugt, wie wir bei Hygin gelesen haben, gibt es eine Erklärung: Herr Warnking erzählte uns von starken Strömungen, die nahezu die Höchstgeschwindigkeit von Segelbooten erreichen. Tatsächlich ist das Risiko, zu nah an Land getrieben zu werden, so groß, dass sogar sehr erfahrene Segler mit modernen Segelbooten diese Meerenge nach Möglichkeit meiden.

Mit antiken Segelbooten war damals die Gefahr, an der Küste zu zerschellen, noch um einiges größer, da diese weniger manövrierfähig waren. Und für einen Historiker wird es jetzt erst richtig interessant: Denn daraus ergibt sich ein neues Bild der Schiffahrtsrouten in der Antike. Anders als viele „Landratten“ vermuten, verlief Roms Handel nicht durch die Straße von Messina, sondern die Schiffe schipperten einmal um ganz Sizilien herum. So lässt sich auch erklären, warum an Siziliens Küste einige bedeutende Ortschaften entstanden sind.

Herr Warnking, der auch selbst segelt, vermutet, dass damals nur sehr erfahrene Skipper das hohe Risiko dieser Meerenge eingegangen sind. Die Gefahren von Skylla und Charybdis sind also real!

Nach diesen vielen Informationen gab uns der Professor einen kleinen Einblick in seine Forschungen, bei denen er u. a. mit Hilfe von Computersimulationen antike Seerouten rekonstruieren und damit Handel und Kriegsverläufe besser verstehen kann.

Abschließend berichtete Herr Warnking von einem Projekt der Uni Trier, bei dem ein römisches Handelsschiff nachgebaut wurde. Schon jetzt segelt dieses ab und zu auf der Mosel und hat vielleicht noch größere Reisen vor sich.

„Wer also Spaß an solchen Projekten hat“, meinte Herr Warnking, „soll unbedingt mit Latein und Griechisch weitermachen!“

Irma Rölz, Klasse 9a

 

Die Klasse 9a auf der „Bissula“ – Bericht vom Ausflug am 30. Juni

Am Freitag, dem 30.06. sind wir mit den Lateinern unserer Klasse zum Trierer Yachthafen gefahren, um dort die „Bissula“, einen Nachbau eines römischen Handelsschiffs, zu besichtigen.

Am Anleger konnten wir ein relativ großes Holzschiff bestaunen: Die Bissula ist ein Nachbau eines Segelschiffes. Die Bissula wurde von der Universität Trier in über 2 Jahren gebaut, sie soll ein 1 zu 1 Nachbau eines römischen Handelsschiffes sein. Sie ist 16 Meter lang, 5 Meter breit und wurde komplett aus Holz gebaut. Sie hat ein Riesensegel, was ungefähr in der Mitte des Schiffes an einem Mast hängt. Obwohl es noch deutlich größere Schiffe in der Antike gab, wirkte es auf mich sehr groß.

Bevor wir das Schiff betreten haben, haben wir eine Sicherheitseinweisung und Schwimmwesten bekommen. Zuerst wurde unser Gepäck unter Deck verstaut, wo wir auch einen Blick hineinwerfen durften. Dort waren viele Betonblöcke gelagert, die dafür sorgen, dass immer Gewicht auf dem Schiff ist, was ein Umfallen verhindern soll. Wir fuhren erstmal mit dem Motor des Schiffes mitten auf die Mosel, wo wir lernten, das Segel zu setzen und es wieder einzuholen. Danach wurde uns etwas über den Bau und die Geschichte des Schiffes erzählt: Das Schiff hat ein Rahsegel wie bei den Römern üblich und nicht wie die neueren Segelboote, die mit einem Segel fahren, das parallel zum Boot verläuft. Das Boot besteht aus Holzplanken, die vorher abgedichtet worden sind mit Hilfe von Dampf, sodass sie aufquellen konnten, und dann um das Gerüst des Schiffes genagelt wurden. Auch die Fugen wurden isoliert. Bei dem Bau der Bissula wurde die Steck-Strategie verwendet. Zuerst wurden Holzbalken für die Stabilität und die schiffsähnliche Form verwendet. Dann wurden diese mit Holzbrettern  ummantelt, dafür wurden Bretter zusammengesteckt und dann mit Holznägeln fixiert.

So ein Schiff war wahrscheinlich von einer Person steuerbar, da man beide Steuerruder auf einmal bedienen konnte. Mit dieser Art von Schiff konnten ungefähr 25 Tonnen transportiert werden. Zum Schluss haben wir versucht, zu segeln und der Motor wurde ausgeschaltet. Dies klappte aber nicht so gut, da kein Wind auf der Mosel vorhanden war.

Die Römer waren damals gezwungen, lange Segelfahrten zu tätigen. Segeln war für sie überlebenswichtig, denn nur so kamen sie an Nahrung und Materialien. Die Römer konnten zwar auch rudern, brauchten aber dafür mindestens 10 starke Männer und einen Kapitän, dies hätte tagelange Schwerstarbeit bedeutet. Beim Segeln braucht man nur 5 starke Männer, je nachdem, wie groß das Schiff ist, und man kann sich schneller fortbewegen. Die Römer orientierten sich nicht mit Seekarten, sondern mit Hilfe der Farbe des Wassers, mit dem Geruch, mit den Sternen und anderen Hilfsmitteln. Moderne Hilfsmittel wie Navigationssysteme existierten damals noch nicht. Die Römer waren Profis im Segeln und Rudern, sie fuhren zum Teil mit hoher Geschwindigkeit tausende Kilometer lang.

Aktuell kann man die Bissula nicht mehr besichtigen oder mit ihr aufs Wasser gehen, denn die Universität Trier plant eine große Schiffsfahrt im Mittelmeer. Sie wollen von Frankreich aus segeln, das wird ein teurer Transport von Trier nach Frankreich.

Es war ein schönes Erlebnis.

Jonatan Dockner und Benajmin Jäger, 9a

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