Präsentationstag am FWG: „Archäologische Zeugnisse im Lateinunterricht“

Am 11.05.2022 freute sich das FWG, Herrn Dr. Schollmeyer vom Arbeitsbereich Klassische Archäologie des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität begrüßen zu dürfen. Dort leitet er unter anderem die „Schule des Sehens“.

Mit im Gepäck hatte Dr. Schollmeyer einen Kopf – in diesem Fall einen Gipsabguss eines Originals, das den mächtigen republikanischen Politiker, Feldherr, zeitweiligen Schwiegervater Caesars und schließlich dessen erbitterten Rivalen Gaius Pompeius Magnus zeigt. Weiterhin wurden originale Münzen aus der spätrepublikanischen Zeit sowie ein originaler Ziegel mit Inschriftenstempel von der Basilika des Kaisers Maxentius auf dem Forum Romanum in Rom mitgebracht.

So sollte den Schüler:innen die Antike auch haptisch näher gebracht werden.

Am Vormittag gab Dr. Schollmeyer in verschiedenen Lerngruppen der Klassenstufen 5-7 interaktive Vorträge zu verschiedenen Themen, die sich an seine „Mitbringsel“ anschlossen, zum Besten.

In der Klasse 7a und 5a stand der Ziegel im Mittelpunkt. Von diesem konkreten Objekt ausgehend erarbeiteten sich die Schüler:innen eine Vorstellung vom römischen Bauwesen zur Kaiserzeit, wobei immer wieder auch die Trierer Römerbauten Erwähnung fanden. Thematisiert wurden dabei nicht nur technische Fragen, sondern auch Überlegungen zur sozialen sowie politischen Bedeutung von Baumaßnahmen im antiken Imperium Romanum (Wer baute mit welchem Geld zu welchem Zweck?). Dabei kamen unter anderem Probleme wie die Kinder- und Sklavenarbeit zur Sprache.

Den Abschluss des Vormittages bildete die Klasse 6a, wo Dr. Schollmeyer zunächst mit den Schüler:innen erarbeitete, welches Betätigungsfeld Archäologen bedienen. Mit Interesse hörten die Schüler:innen, dass Dr. Schollmeyer einige Jahre in Israel und in der Westtürkei auf Grabungen aktiv war.

Schließlich wandte sich die Klasse dem Kopf des Pompeius zu. Dr. Schollmeyer zeigte sich beeindruckt, welch genaue Beobachtungen die Schüler:innen anstellten und dass der Kopf sogar erkannt wurde, was noch nicht einmal unter Studierenden vorausgesetzt werden kann!

Nun wurden die Schüler:innen mit verschiedenen Fragen konfrontiert: Wie bekommt man heraus, wer abgebildet ist? Wie, nach welchem Modell wurde so ein Kopf produziert? Wo standen die Köpfe? Dabei wurde den Schüler:innen immer wieder ins Gedächtnis gerufen, dass mediale Präsenz von Persönlichkeiten in der Antike eine grundlegend andere war als in der heutigen Zeit, in der wir rund um die Uhr mit Bildern, Gesichtern und kleinen Videos konfrontiert sind. Auch ein weiteres Medium, nämlich Münzen, wurden von den Schüler:innen bei der Beantwortung der Fragen herangezogen.

Zum Abschluss erarbeitete Herr Dr. Schollmeyer gemeinsam mit den Kindern die Wirkung des Pompeius-Porträts. Dabei gelang es ihm, eine in der Forschung lange verbreitete Missdeutung, bei der Pompeius völlig verkannt wurde, zu dekonstruieren. Die Schüler:innen schrieben dem Bildnis Ernsthaftigkeit, Seriosität, Anführerqualitäten, Autorität, Rationalität und eine gewisse Leutseligkeit zu – sie waren ein Stück weit in die Lage versetzt worden, das Porträt zu „lesen“.

Am Nachmittag bot Herr Dr. Schollmeyer den Jahrgängen 8-11 eine Veranstaltung zum Thema Caesar und Pompeius als Machtmenschen an. Tatsächlich waren aus jedem Jahrgang Teilnehmer:innen vertreten.

Auch hier sprach Herr Dr. Schollmeyer zunächst allgemein über die Bildniskunst der Römer und machte von Anfang an auf die mediale Brechung der Bildnisse aufmerksam.

Im Zusammenhang mit der Pompeius-Büste referierte der Vortragende zunächst die bereits erwähnte ältere Forschungsansicht, indem er Ludwig Curtius aus der Tradition Mommsens heraus mit dessen Deutung des Bildnisses zitierte.

Schritt für Schritt verdeutlichte Herr Dr. Schollmeyer, wie man eine überkommene Forschungsmeinung widerlegt, und zeigte so auch Grundprinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens in den Geisteswissenschaften auf. Als Ergebnis konnte dann festgehalten werden, dass es sich bei dem Bildnis des Pompeius um ein Propagandagesicht handelt, das zwar nicht geschönt ist – das wäre in einer face-to-face-society, die die römische Gesellschaft zur Zeit der (späten) Republik war, gar nicht sinnvoll –, aber alles, was Mimik und veränderbare Komponenten angeht (v. a. die Haare) ist inszeniert und eine Maske.

Dass es auch in heutigen Zeiten wichtig ist, einen kritischen Blick auf Bildlichkeit und deren Inszenierung zu haben, verdeutlichte Herr Dr. Schollmeyer zum Abschluss mit einem aktuellen Bild aus dem Ukraine-Krieg. Dieses zeigt Präsident Selenskyj inmitten seiner Soldaten und evoziert so ikonographisch den Topos des „Soldatenkaisers“. Bei allem Leid, das in dieser furchtbaren Situation erfahren wird, ist es für Beobachter dennoch eine Aufgabe, das Angebotene nicht kritiklos und oberflächlich anzunehmen, sondern sich zumindest über die impliziten Aussagen bewusst zu werden.

Es war ein sehr lehrreicher Tag für alle Beteiligten – zunächst danken wir natürlich Herrn Dr. Schollmeyer für seinen Besuch und die zahlreichen Vorträge an einem Tag.

Der weitere besondere Dank geht an die Vereine und die Stiftung des FWG: den Verein der Ehemaligen mit ihrer Vorsitzenden Dr. Corinna Dräger, den Verein der Freunde und Förderer, vertreten durch unseren Kollegen Andreas Schäfer und die Stiftung res et verba mit ihrem Vorstandsmitglied Prof. Dr. Johannes Schwind. Alle drei Gremien haben sich besonders verdient gemacht, indem sie diesen Tag finanziell gefördert haben. Vielen Dank!

Ein letztes, aber nicht minder großes Dankeschön gilt Herrn Klaus Tonkaboni vom Hotel Blesius Garten in Olewig, der sich als ehemaliger FWG-Schüler bereit erklärt hat, die Übernachtungskosten für Herrn Dr. Schollmeyer zu tragen. Das war ein tolles Angebot, das wir gerne angenommen haben!

Nina Stahl

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