Auf den Spuren der Römer rund um das FWG

Schulen in Trier haben ein unschätzbares Privileg: Sie sind umgeben von Spuren der alten Augusta Treverorum. Das gilt in besonderer Weise für das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, das geradezu eingebettet ist in einige Relikte aus der römischen Vergangenheit. Was liegt da näher als die Schülerinnen und Schüler der alten Sprachen mit den in unmittelbarer Nähe liegenden Überresten der römischen Zivilisation und Kultur vertraut zu machen?

So machte sich denn auch in einer Doppelstunde die 14köpfige Lateingruppe der Klassen 6 b und 6 c, die nach dem Englischen jetzt Latein als zweite Fremdsprache lernt, auf den Weg rund um das FWG. Zu aller Überraschung befand sich die erste Station des Rundgangs schon auf dem Schulhof. Denn zwischen Tischtennisplatte und Fahrradgarage liegt die Stelle, an der Archäologen bei Ausschachtungsarbeiten vor dem Neubau des FWG 1961 ein prächtiges Mosaik gefunden haben. Es zeigt den Weingott Dionysos, umgeben von seiner Geliebten Ariadne und ihren Gefährtinnen. Das aus vielen tausend kleinen Steinchen zusammengesetzte Kunstwerk gehörte wohl zu einer prächtigen Patriziervilla und könnte, wie das Motiv nahelegt, den Fußboden des Speiseraums (Triclinium) geziert haben. Auf welch geschichtsträchtigem Boden unsere Schule also liegt!

Den nächsten Haltepunkt bildete der Tempel am Herrenbrünnchen, von dem außer Fundamenten heute nichts mehr übrig ist. Die Informationstafel mit Bildern lässt den Tempel aber dann doch mit ein bisschen Phantasie vor dem geistigen Auge wieder erlebbar werden. Wem er gewidmet war ist unklar: Möglicherweise einer Quellgöttin, möglicherweise aber auch dem Kriegsgott Mars, der von den Treverern besonders verehrt wurde.

Vorbei am Amphitheater ging es zur Kreuzung Schützenstraße/Bergstraße. Dort ist durch ein historisches Fenster im Keller eines großen Wohnkomplexes die Stelle zu sehen, an der die am Fuß des Petrisberges entlanglaufende römische Wasserleitung die Stadtmauer durchschneidet. Interessant: Schon die Römer bezogen ihr frisches Wasser aus einem Gebiet, aus dem auch die heutigen Trierer ihr Trinkwasser bekommen, aus dem quellreichen Ruwertal! Die Leitung, die auf über 15 Kilometer Entfernung nur 8 Meter Gefälle aufweist, transportierte rund 25.000 Kubikmeter Wasser pro Tag in die Augusta Treverorum, wo das kühle Nass über verschiedene Verteiler zu den Thermenanlagen und öffentlichen Brunnen geführt wurde.

Mit Erstaunen erfuhr die Lateingruppe, dass die Biegung der Agritiusstraße unterhalb der Agritiuskirche noch heute den Verlauf der Nordostkurve des früheren Circus Maximus abbildet. Gerade hier in der Kurve waren die begehrtesten Plätze für die Fans, ereigneten sich hier doch oft im Kampf um die beste Rennposition die spektakulärsten Crashs in der „Formel 1 der Antike“, dem Wagenrennen. Ähnlich wie die Formel 1-Fans trugen auch die römischen Anhänger farbige Trikots des von ihnen favorisierten Rennstalls. Ob die Roten (russati) auch so erfolgreich waren wie die Ferraristi? Der Kopf eines Wagenlenkers konnte im Anschluss im Innenhof der FWG-Dependance an der ehemaligen Landeslehr- und Versuchsanstalt (LLVA) noch besichtigt werden.

Mit einem kurzen Blick Richtung Kaiserthermen, von denen man gar nicht so genau weiß, ob sie nach dem Abzug von Kaiser Konstantin nach Konstantinopel überhaupt jemals fertiggestellt wurden, endete der kleine Spaziergang, der nur einen ersten Eindruck von den Überbleibseln der Römer rund um das FWG vermitteln sollte. Bunte Rekonstruktionszeichnungen (siehe unser Bild) halfen dabei, sich vorzustellen, wie das, was man heute noch sehen kann, vor mehr als 1800 Jahren ausgesehen hat. Fest steht: Anlässlich der in den Lektionen des Lateinlehrbuchs PONTES zu behandelnden Themen wird die eine oder andere Station mit Sicherheit noch einmal intensiver inspiziert werden. Darauf freuen sich die Lateiner der Klassen 6 b und 6 c schon jetzt!

Ihre Eindrücke hat die Schülerin Louisa Zimmermann in einem kleinen Aufsatz wie folgt festgehalten: „Als Erstes waren wir auf unserem Schulhof. Dort hat uns Herr Frisch erklärt, dass hier beim Bau des FWG ein altes Mosaik gefunden wurde, das wohl im Speiseraum einer römischen Villa gelegen hat. Als nächstes sind wir zur ehemaligen Tempelanlage im Kleingärtnerverein hinter unserer Schule gegangen. Ein Tempel war das Wohnzimmer der Götter. Die Römer haben vor ihm als Opfergabe lebendige Tiere verbrannt. Von da aus sind wir zum Amphitheater gegangen. Das Trierer Amphitheater gehört zu den größten Arenen Europas. Das meist blutrünstige Unterhaltungsprogramm zwischen Menschen, zwischen Menschen und zwischen Tieren. Manchmal mussten auch Sklaven oder Verbrecher mit Tieren kämpfen, bei denen die meisten verloren und in der Arena starben. Das Gelände, der ehemalige Bühnenkeller und die Kammern zur Vorbereitung der Kämpfe können heute besichtigt werden.

Unsere letzte Station war der ehemalige Circus maximus. Der Circus war – genau wie das Amphitheater – ein Ort der Unterhaltung und Freizeitgestaltung. In dem ovalförmigen Bauwerk mit Kampfrennbahn und Zuschauerrängen wurden Wagenrennen veranstaltet. Heute erinnert nur noch eine große Säule und ein steinernes Relief mit einem Pferd und dem Kopf eines Wagenlenkers an den alten Circus maximus.“

Josef Frisch

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